Letztens Sonntag war ich beim Formel 1 Grand Prix von Österreich in Spielberg. Es war ein kleines, großes Abenteuer für mich und ich war bereit für jeden Ausgang des Abenteuers: dass es mir zu anstrengend wird, dass es mir zu nervig ist, dass es mich nicht vom Hocker haut, dass es mir Spaß macht, dass es mich begeistert. Was ich nicht erwartet habe, war, dass die Geräuschkulisse und die Atmosphäre jedes einzelne Wassermolekül in meinem Körper so dermaßen verdrehen würde, wie ich es sonst nur von MRTs kenne. Dass mich ein Glück durchfahren wird, dass ich sonst nur selten erlebt habe. Dass ich die Tage zähle, bis ich es wieder erleben darf. Videos davon gibt es auf Instagram, die wenigen Fotos, die ich gemacht habe, füge ich ins Tagebuch ein.
Am Abend nach dem Rennen tippte ich 3 Seiten Eindrücke nieder. Die letzten Nächte habe ich seltsam geschlafen, was vielleicht durch die Hitze kommt, aber auch mit meiner Aufgewühltheit zusammenhängt. Ich träume vom Ring. Ich träume irgendwie immer vom Ring, von den Fahrbahnen, den rotweißroten Markierungen, ich träume von Lärm, ich träume von Schwere. Der Ring sitzt auf meiner Brust, wenn ich schlafe, nicht wie ein Alp sondern wie eine fette Katze.
Manche Szenen und Gefühle tauchen jetzt auf, die nicht in das offizielle Erinnerungsnarrativ gehören, aber mir wohl als zufällige Erinnerungen bleiben werden: das extreme Rattern in der alten, überfüllten Zuggarnitur von Wien nach Knittelfeld, als alle Fenster offen waren. Der Streifen durchfeuchtete Wiese, auf der dann doch niemand saß, der vom kleinen Bauernhof runter reichte und deswegen etwas von Kuhdungwiesenstreifen hatte. Der ganze Zaun, soviel Zaun überall, Zaun, Zaun, Zaun. Die Schmetterlinge, die aufstoben, die trudelnden Flugzeuge der Flugshow, die immer eine Restunsicherheit hinterließen: vielleicht hat genau jetzt der Pilot doch die Kontrolle verloren? Die nur zaghaft durch die Luft wabernden Du-du-du-du-Max Verstappen!-Ohrwürmer.
Den größten Eindruck hinterlassen die Geräusche: die Geräusche, wie schön können Geräusche sein! Zuerst, als ich an der T10 Tribüne vorbeigehe, der Lärm des Porsche Cup. Ich bin froh, die Ohropax mitzuhaben – denke ich – weil es hart an der Grenze des Erträglichen ist und ich habe recht lärmresistente Ohren. Tatsächlich ist die Formel 1 leiser. Und klingt ein wenig anders als im Fernsehen. Tiefes Brummen, im Fernsehen hört man das nicht. Nach den Kurven, die brummende Beschleunigung, ein für mich ganz neues Geräusch. Es sind körperliche Geräusche, so viel, so laut, so wuchtig, so dröhnend, als würde man von einer Orgel in einer Kirche zermalmt. Vor allem sind es wuchtige Autos, die ich da hinter Bäumen sausen sehe. Zart sehen sie im Fernsehen aus, aerodynamisch, elegant, aber tatsächlich sie sind nicht zart, sie sind Monster. Sie sind Traktoren auf Speed, sie sind wuchtig, sie sind so dermaßen da.
Der Weg nach zum Ring ist lang und der Weg zur General Admission, zur Stehplatzzone auch. Das wusste ich, deswegen habe ich auch die orthopädische Versorgung meines Fußes (es ist noch immer nicht gelöst, aber hat sich auch nicht verschlimmert) als Vorbereitung vor einem halben Jahr in Gang gesetzt. Meine Füße haben es recht gut mitgemacht, das Schlimme war allerdings die Schattenlosigkeit. Die ist brutal. Good luck in der Klimakrise, wenn das letzte Juniwochenende jedes Jahr heißer wird. Der österreichische Grand Prix wurde bis 2041 verlängert. Wäre ein guter Zeitpunkt, jetzt Überdachungen zu bauen oder Bäume zu pflanzen. Noch mehr Bäume. Man sieht nämlich ganz schön viele, aber ihre Schatten sind fern. Kurz vor dem Rennen, als ich schon sonnenstichig im Schatten schwindelig herumsaß, da ging mir sogar auch das Wasser aus, obwohl ich sehr viel mitgenommen hatte. Und – wie zuvor im Internet gelesen – waren die Schlangen vor Getränkeständen und (gratis) Trinkwasserbrunnen sehr, sehr lange – und komplett in der prallen Sonne. Ein Anstehen war somit für mich ausgeschlossen.
(Der Vorverkauf für 2026 ist soeben gestartet und ich habe mir die Karte einmal angeschaut: es gibt nur zwei überdachte Tribünen. Das ist doch Quälerei, die Leute 600 Euro zahlen zu lassen, damit sie sich 2 Stunden mindestens in der prallen Sonne braten lassen – auf den Tribünen sind nicht einmal Schirme erlaubt.)
Ich wusste, dass 300.000 Menschen viel sind, aber es sind wirklich viele. 300.000 Menschen, die ein großes Event besuchen, in der Hitze, wo es laut ist und viel zu gehen, das heißt dann auch: jeder muss auf sich schauen. Jeder ist mit sich und seinem Grüppchen beschäftigt. (Im Nachhinein: es ist wirklich eher ein Event, wo man zu mehrt hingeht. Allein geht man unter. Allein ist man allein unter vielen Gruppen. Wo es geht, wird gedrängelt. In die Shuttlebusse reinzukommen war schwierig. Beim Einlass gibt es extra Reihen für Frauen und – die Sicherheitskontrolle war dort sehr lax. Dafür sieht man unterwegs im Ring öfter voll bewaffnete Polizisten. Priority lanes für Frauen mag ein sehr nettes Konzept zu sein, es wurde allerdings schlecht umgesetzt: ein Einweiser rief „Frauen nach links und Männer nach rechts“ (es war genau umgekehrt, er hatte nicht mitbedacht, dass für uns sein Links ein Rechts ist), was dazu führte, dass sich alle bemüßigt fühlten, sich aufzuteilen, als ginge es nach Toiletten. Bei einem Event, das doch einen Hang zur cis Männerkultur, zu recht (um es unverfänglich auszudrücken) konservativen Wertverständnis hat, ist es keine gute Idee, eine solche Aufteilung durchführen zu wollen.
Ich bin um 9 Uhr von Wien mit dem Zug weggefahren, um rechtzeitig zur Driver's Parade dort zu sein. Ich ging weit in die Stehplatzarea hinein, bis dorthin, wo man gut vom Zaun auf die Rennstrecke sah. Bester Platz, um einmal die Fahrer alle gesehen zu haben. Ich habe Lewis und Charles zugewunken und sie haben uns zurückgewunken. Am Bildschirm und über Lautsprecher wurden die Fahrer auf den roten Teppich geholt, später kamen sie vorbeigefahren – Max Verstappen war dann doch so früh da, dass er uns ein wenig überraschte. Dann kam Yuki, dann die McLarens (die ich mitgefilmt habe, weil die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr groß ist, hier dem Weltmeister 2025 so nah gewesen zu sein – Piastri oder Norris), dann Ferrari, denen ich zuwinkte, danach Mercedes in ihren Astronautenjacken, dann Williams, Haas, Aston Martin – Sainz und Alonso wurde sehr viel zugebrüllt, fast mehr als allen anderen, die letzten wurden dann schon ganz schnell ohne große Abstände vorbeigekarrt – VCARB, Sauber, Alpine.
Ein Rennen zu besuchen ist etwas ganz anderes als ein Rennen im Fernsehen anzuschauen. Dass man das Rennen nicht so minutiös mitbekommt wie im Fernsehen, das war mir vorher schon bewusst. Man sieht nur einen Teil der Strecke, es gibt diese getaktete Minute, nach der die Autos wieder vorbeikommen. Stille, Lärm, Stille, Lärm, Stille, Lärm und so weiter. (Es macht süchtig.) In der Ferne sieht man die Autos ganz klein, wie sie den Steilhang nach der ersten Kurve hochfahren – einmal möchte ich das gern aus der Nähe sehen, weil es wirklich seltsam aussieht, Formel 1 Autos so dermaßen steil bergauf fahren zu sehen. (Wo ist die steilste Rennstreckensteigung? - Das Internet sagt Spa – eine Rennstrecke, die von der Umgebung ein wenig ähnlich sein dürfte wie Spielberg: Hügel, Wald, eine ältere Rennstrecke.)
Ich bekomme also tatsächlich nicht viel vom Rennen mit, nur: Sainz startet nicht in die Formationsrunde, dann doch, als er vorbeikommt, jubeln alle besonders laut. Leider sieht man bald auf dem Bildschirm, den ich durch die Blätter der schattenwerfenden Bäume hindurch gerade noch erkennen kann, sein Auto brennen. Dann noch mal Formationsrunde nach einer Weile, dann Start – ein Raunen, das so laut ist, weil Spielberg voller Verstappenfans ist und Verstappen und Antonelli gecrasht sind. Verstappen draußen, Safety Car. Ich kann nicht viel am Bildschirm erkennen, der weit weg ist, nur, dass das Safety Car dann doch auch bald wieder endet. Ich bleibe für die erste richtige schnelle Runde und mache mich dann auf den Rückweg. Durch die Bäume hindurch nur unpersonalisiertes Gebrumme, aber man kann es nach den Abständen etwas bestimmen – vor allem die beiden McLarens, die so viel Abstand immer gleich zum Rest haben. Später sehe ich vorne in den Kurven dann tatsächlich noch die Autos fahren und höre sie. Aber auch jetzt weiß ich nicht viel vom Rennen: keine Zehntelsekunden, keine Boxenstopps (ich sehe allerdings immer wieder mal jemanden abbiegen), was ich erkennen kann ist: ein McLaren, noch ein McLaren, ein Ferrari (Charles) und dann noch ein Ferrari (Lewis) – Lewis trägt einen gelben Helm, aber auf die Distanz und in der Geschwindigkeit ist es mit freiem Auge auch nicht mehr so gut sichtbar. Danach kommt der Rest – die VCARB, Aston Martin und die Haas, die Sauber, die Alpine. Wo ist Williams? Auch Albon ist draußen und ich weiß nicht, wieso.
Ich werde das Rennen später nachschauen müssen und freue mich ehrlich gesagt sehr darauf. Mir ging es letzte Woche nicht gut und ich hatte lange Angst, dass ich nicht hinfahren könnte. Geplant waren Samstag und Sonntag, aber Samstag ging es mir noch nicht gut genug. Sonntag hat es gepasst – meine Unpässlichkeiten wurden durch die Endorphine ausgebügelt und mein Kreislauf/Hitzschlag-Geflecht war ohnehin ein sinnvolles Alarmsystem. Ich bin nicht für soviel Sonne gemacht, das beweist auch der enorme Sonnenbrand (mein erster Sonnenbrand seit 2010 als ich im Februar mir einen auf einer chinesischen Insel holte), den ich bekommen habe, obwohl ich mich immer wieder nacheingeschmiert habe. Und Regenschirm trug. Und soviel im Schatten war.
Ich war noch nie so lange und so weit vom Kind entfernt wie an diesem Tag. (Muss ich zugeben, dass ich es nicht vermisst habe, weil mein Abenteuer so groß war – und ich wusste, dass ich ohnehin abends wieder zurückfahre?) Ich war also auch seit sehr langer Zeit nicht mehr so weit und so lange alleine unterwegs. Manchmal war ich im letzten Jahr einen Rechercheausflug nach Simmering, auf den Zentralfriedhof, machen und ging dort lang herum und war nahe an Panik. Ich habe langjährige Erfahrung mit Angst und Panik und weiß, dass mich jederzeit wieder etwas überfallen kann, weil es noch immer manchmal passiert. Und oft habe ich einfach Angst, etwas zu tun. In ein Abenteuer zu laufen. In den Zug steigen und was richtig Dummes machen. Zu einem Massenevent fahren. Ohne Grund, einfach aus Spaß. Wenn ich etwas nur zum Vergnügen mache, dann ist es oft die Basis für schlechtes Gewissen – woraus sich wieder die Angst ernährt. Und das schreibe ich alles, weil ich auch schreiben muss: dieses (sinnlose) Abenteuer habe ich geschafft. Ich bin dahin gefahren, trotz Angst, trotz Anstrengung, trotz Alleinsein. Ich hab mein Abenteuer bestanden und ich bin märchenhaft entlohnt worden. (Immer wieder kreisen meine Gedanken zurück zu den Geräuschen und was sie mit mir tun. Ich wusste es einfach nicht. Ich wusste nicht, dass es solche Gefühle gibt. Dass etwas so anspricht auf diese Geräusche. Ich kannte nur so Angeber-Beschleunigungsgeräusche von Sportwagen in der Stadt. Die klingen jetzt zahm und leise, wie das Blubbern einer Kaffeemaschine. Das in Spielberg, das ist etwas ganz anderes. Die Rennautos da zwischen den Wäldern, das ist etwas Archaisches, das sind Monster, das sind Gefühle, die sich tief in die Körper fressen.)
Zwischen Driver's Parade um 1 Uhr und Rennstart um 3 Uhr gab es viel Tamtam. Eine Flugshow, die grauenhaft war, weil sie zu einem großen Teil daraus bestand, dass Flugzeuge und Helikopter vorgaben, abzustürzen, zu trudeln, Loopings zu machen, noch mehr zu trudeln, nur um sich wieder aufzufangen. Ich weiß jetzt, dass es nicht spaßig ist, ein trudelndes Flugzeug auf einen herabsinken zu sehen. Dazu der Kommentator: Felix Baumgartner, Felix Baumgartner – ich glaube, er hatte den trudelnden Helikopter gesteuert. Naja. Wundert niemanden. Kurz vor der Bundeshymne ging ich aufs Klo und ein Blitzschmerz fuhr mir durchs Bein und meine Augen machten hell – dunkel - hell und mir wurde etwas komisch und mulmig und ich war wohl knapp an einer Kreislaufgeschichte. Ich trank viel, aß ein im Rucksack zerquetschtes Croissant und hatte ein bisschen Angst vor einem Schlaganfall während der Bundeshymne, jedoch keine Panikattacke. Ich saß dann im Schatten, während Hubschrauber die Österreichflagge und die Steiermarkflagge über den Himmel zogen.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe, ohne mir viel dabei überlegt zu haben:
Ich bin samstags nicht hin gefahren obwohl ich es vorhatte – und ich hätte keinen zweiten Tag gepackt. Sonntag Abend war ich sehr erschöpft, mein Kopf komplett voll, meine Ohren zu und mein Körper müde und benutzt.
Ich bin Sonntag mit dem Zug um 9 gefahren – er war sehr voll, aber doch noch erträglich (ich hatte sogar einen Sitzplatz ohne Reservierung!) und wäre ich früher da gewesen, wäre ich nur früher k.o. gewesen.
Ich bin intuitiv weit in die Graszone gewandert für die Driver's Parade, bis dorthin, wo ich nah am Zaun stehen konnte, der wiederum nah der Rennstrecke war. Und ich freu mich sehr, die Fahrer so nah gesehen zu haben.
Ich habe mir nur den Rennstart noch vom Rand der Graszone angesehen (aber in Schattennähe, weil ich schon sehr k.o.) war und gleich danach zum Rückweg aufgebrochen – später loszugehen wäre zu spät gewesen. Die späteren Shuttles und Züge wären zu voll gewesen.
Das schönste war das Stück allein im Schatten zwischen den Bäumen nur mit dem Lärm. Und so ein Kleinod an Atmosphäre braucht es. Und ich bin eben nicht ein Großgruppenmensch, der gröhlend auf Tribünen sitzen kann oder unter fremden Sonnenschirmen auf der Wiese. Ich steh am Rand, im Schatten und es geht mir gut. Das muss man sich manchmal zugestehen, dass man eben ein wenig mehr so und nicht so ist.
Und doch bin ich vorm Rausgehen noch am Zaun verweilt und habe es mir aus der Nähe angeschaut und es war wunderschön.
Dann war ich so vernünftig und hab mir laut gesagt: du musst jetzt nach Hause gehen. Ich hatte im Vorhinein einen frühen Zug gebucht, der mich gerade zur Schlafenszeit des Kindes nach Hause bringen würde und wusste, ich muss vor Rennende losgehen.
Und doch war es da schon sehr voll im Shuttle und voll auch im Zug um 17.14 – der fuhr los, da wurde das Rennen erst beendet. Ich möchte nicht wissen, was später los war. Für den 17.14 Uhr Zug hatte ich sogar eine Reservierung, für die ich mir sehr dankbar war, weil (endlich) sitzen war super. Einige andere mussten stehen bis Wien.
Dann bin ich durch die Berge und Sonnenstrahlen, die durch Wolkenlöcher fielen und Windräder nach Hause gefahren, war erschöpft und glücklich, in einem klimatisierten Zug und hydriert.
Mein Kopf brummte, meine Ohren waren ein bisschen wattig (bei Porsche hatte ich das Gefühl, es würde zu laut, aber die F1 Autos waren doch leiser, ich hielt es aus. Aber konzertlaut war es wohl, sonst wären meine Ohren nicht so gewesen.)
Am Gelände, vor allem im Stehplatzbereich, rauchten sehr viele (Männer), obwohl es verboten ist, am ganzen Gelände – logisch, eigentlich. Ich hatte mir mehr Blumen am Wegesrand erwartet, aber es gab nicht viele verschiedene, sondern einfach ganz viel plattgewalztes Gras. Dafür stehen mittendrin die Höfe – einer hat Heuballen in einer Auslaufzone, das heißt, normalerweise schauen da Kühe hinunter auf den Ring? Genauso wie die Kapelle (deren Namen ich noch immer nicht herausgefunden habe!) interessiert mich die Peripherie des Ringes sehr und ich wünsche mir, dass ich in kommenden Jahren die Energie und Zeit habe, mir alles ein bisschen genauer anzusehen. Der Wald ist definitiv eins der wunderbaren Sachen am Ring, dieser laute, laute Wald.
Spannend ist der Prozess der Orientierung für mich: Bislang waren Rennstrecken noch abstrakte Gebilde für mich, bei denen ich hauptsächlich versucht habe, mir die Grundform einzuprägen und mir bestimmte markante Kurven/Landmarks aufgefallen sind. Das ist bei Rennstrecken wie z.B. in Monaco natürlich einfacher als bei anderen. Spielberg ist jetzt ein schöner Sonderfall für mich. Bei der Ankunft hatte ich ein ganz grobes Bild davon im Kopf (ich wusste, die Stehplatzzone ist „hinten“), wusste aber z.B. nicht, wo sich der Stier befindet oder die ganzen Kurven. Ich folgte also hauptsächlich den Menschenmengen und dann den Schildern, wusste, ich gehe „rechts von“ der Rennstrecke nach „hinten“ und wieder zurück, hatte aber keine Ahnung von den Kurven. Jetzt erst, im Nachhinein, wenn ich die Karte mit meinen Erinnerungen verknüpfe, bekomme ich langsam das Streckenlayout in den Kopf und ich lerne – oho! – sogar die Namen der Kurven: den Rennstart habe ich vom Schatten aus mit Blick auf die Rauchkurve verfolgt. Dann ging ich durch den Wald und hatte erst wieder bei der Jochen-Rindt-Kurve Sicht auf die Autos. Mein liebster Platz aber war die letzte Kurve vor Start/Ziel, Kurve 10 (die aktuell Red Bull Kurve heißt, wenn das Internet nicht lügt?). Ich habe natürlich nicht vorher darüber nachgedacht, warum etwas T3 oder T10 heißt – das T steht für turn und die Nummern für die nummerierten Kurven. Wenn man es einmal weiß, ist die Orientierung sehr einfach.
Habe ich in den letzten Tagen schon viel zu oft darüber nachgedacht, wo und wann ich mein Abenteuer wiederholen kann? Definitiv ja. Budapest (der GP von Ungarn Anfang August) würde mich reizen – 200 Euro für Stehplätze, Anfahrt von Wien theoretisch möglich, allerdings pralle Sonne und laut Infos im Internet ist die Shuttle-Infrastruktur sehr erratisch. Es wäre also nicht sicher, ob ich es nach Hause schaffe, was leider ein Ausschlusskriterium für mich ist. Was ich mir für die Zukunft wünsche, sind tatsächlich Reisen zu anderen Grand Prix – ob und wann sie umsetzbar sind, weiß ich noch nicht – aber wie gerne würde ich natürlich nach Italien! Oder nach Monaco. Einstweilen werde ich wohl die Tage zählen bis 2026 und immer wieder mal überlegen, zu welchen anderen Events ich nach Spielberg fahren könnte: Im September zum Beispiel sind mehrere Rennen dort, unter anderem das der Formula Regional European Championship – die Besonderheit für mich wäre, dass Maya Weug und Doriane Pin dort mitfahren (beide sind Fahrerinnen der F1 Academy). Im Frühjahr findet außerdem immer das Red Bull Ring Classics statt, bei dem mit historischen Fahrzeugen gefahren wird – und das wiederum kann ich sehr gut als Recherche für die Literatur rechtfertigen. Außerdem bekomme ich seit geraumer Zeit immer wieder Werbung für den Moto GP (also die Motorrad-WM), der in Brno statt finden soll und Brno ist ja jetzt wirklich nur einen Katzensprung von Wien entfernt. Es gibt Gerüchte, es hätte mich jetzt erwischt, also so richtig ganz erwischt und vielleicht ist es passiert. Bis ich ins nächste Abenteuer aufbreche, geht aber das herkömmliche Tagebuch weiter.
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